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Antwort auf Musiker-Frage: "Was ist wichtig bei einem Distributionsvertrag beziehungsweise bei einem Plattenvertrag mit einem Indie-Label?"

05. Februar 2010
Liebe Musiker bei MySpace,

in diesem Blog findet ihr jede Woche eine Antwort auf eine eurer Fragen aus dem Bereich "Musikbusiness" und dem Bereich "Selbstvermarktung für Musiker".

Diese Woche fragt Fabian Wege: "Was ist wichtig bei einem Distributionsvertrag bzw. auch einen Plattenvertrag mit einem Indie-Label?" http://www.myspace.com/fabianwege

Antwort von Doc Kolonko:

Viele Indielabels und Digitalvertriebe bieten momentan Musikern Verträge an.

Dort wird mit Slogans geworben, im Stil von (ich gebe das hier sinngemäß wieder, nicht wörtlich):

"Wir glauben an dein Talent / dein Talent wird gesucht!"
"Lasse dich entdecken und erhalte die Chance, dass A&R-Manager deine Musik hören"
"Weltweite Verfügbarkeit"
"Deine Musik in allen relevanten Download-Portalen, wie iTunes, Musicload etc."
"Nutzung unseres Labelcodes gratis"
... und so weiter.

... Wer schon mal irgendeines dieser Angebote gesehen hat, weiß jetzt, welche Firmen ich meine.

Häufig fragen mich Musiker, ob diese Angebote "seriös" seien. Ich antworte darauf immer, dass mir das Kriterium "seriös" erstmal nicht so wichtig ist, solange du als Musiker danach viel Geld verdienst. ... Die "Sex Pistols" waren auch nicht seriös, "Scooter" und "Bushido" sind es ebenfalls nicht

Die Frage sollte meiner Meinung nach eher lauten: "Wie wirkungsvoll sind diese Angebote für dich als Musiker?"

Und hier sind meine Tipps dazu:
1. Informiere dich auf der Webseite des Unternehmens, ob es sich um einen "Digitalen Musikvertrieb" handelt oder um ein richtiges Label.

Tipp: Einen digitalen Musikvertrieb erkennst du daran, dass dort eine Serviceleistung angeboten wird. Diese Angebote lauten momentan in etwa: "Du erhältst xx Prozent an deinen Titelverkäufen", "... Professional Angebot für nur (ein paar Euro) pro Monat", "Verkaufe deine Musik weltweit bei iTunes, Musicload und allen anderen, großen Musikplattformen".

Diese Leistungen kann jeder Musiker einkaufen oder beanspruchen. Typische Digitalvertriebe sind beispielsweise "Tunecore", "imusiciandigital", "DooLoad", "Zimbalam", "trackbytrack", "feiyr" und so weiter.

Von solchen Firmen gibt es auch Mischformen und Varianten, die dann auch andere Serviceleistungen (meistens Promotion, Radiopromotion, Radiobemusterung, Abwicklung einer CD-Herstellung und dergleichen) anbieten. Beispielsweise "cd-4-bands", "Phonector", "Audiomagnet" und diverse weitere.

Du siehst also: Es gibt alle möglichen Mischformen. Keine dieser Firmen ist ein "Plattenlabel" im herkömmlichen Sprachgebrauch!

Tipp: Diese Firmen kümmern sich in der Regel NICHT um den Aufbau eines Künstlers oder um gezielte Werbung für deine Musik. (Bei einem Preis von 3 bis 9 Euro im Monat oder ähnlicher Dimension sollte das eigentlich jedem klar sein, aber mich fragen das immer noch Musiker ...)

Auch Tonstudios und Produzenten betreiben mittlerweile 'nebenbei' einen Digitalvertrieb und bieten diesen Vertriebsweg als Serviceleistung an. Beispielsweise "pr-records", "saxoniamusik", "leico" und etliche andere (diese paar kamen mir nur bei einer Suchmaschinenanfrage am schnellsten entgegen; es gibt noch sehr viele weitere).

Tipp: Wie gut die Angebote solcher Tonstudios und Produzenten für dich und deine Musik sind findest du am besten in einem persönlichen Gespräch heraus.

2. Wenn du denkst, es mit einem richtigen Label zu tun zu haben, rufe dort persönlich an. Eine solche Zusammenarbeit solltest du mit den zuständigen Mitarbeitern des Labels auf jeden Fall persönlich besprechen.

Falls das Label sich nicht auf einen persönlichen Kontakt einlässt oder von dir Geld im Voraus haben möchte handelt es sich nicht um die "klassische" Beziehung zwischen Künstler und Label, sondern um den Verkauf einer Dienstleistung.

Tipp: Einige dieser Firmen NENNEN sich "Labels", verkaufen aber im Prinzip nur 'gebuchte Dienstleistungen'. In jedem Fall sollte dir ganz genau klar sein, welche Leistungen (und welche Wirkungen!) du erwarten kannst, wenn du einen Vertrag mit dieser Firma eingehst. – ... Wenn dir eine Firma das nicht genau(!) erklären kann, solltest du misstrauisch werden.

3. Wenn du dir schließlich sicher bist, dass es sich um ein Label handelt (das auch etwas für dich tut und wirklich von DEINER Musik überzeugt ist, nicht von 'jeder' Musik), dann stellt sich die Frage nach der Wirkung.

Tipp: Erfrage im Detail, welche Erwartungen das Musiklabel an die Zusammenarbeit hat. Dabei wirst du schnell feststellen, ob diese Erwartungen realistisch sind.

Zudem solltest du natürlich vorher genau wissen, was DU eigentlich von der Zusammenarbeit erwartest.

Tipp: Auffällig viele Labels versuchen momentan Dienstleistungen zu verkaufen. Wenn du von jemandem etwas kaufst (zum Beispiel Promotion) solltest du dir auf jeden Fall zeigen lassen, welche Erfolge andere Musiker bereits hatten, die ebenfalls diese Promotion hatten. Sprich persönlich mit den Musikern, die dir als 'Erfolgs-Fälle' genannt werden, bevor du einer Firma 'auf Verdacht' Geld überweist!

Tipp: Wenn du eine solche Dienstleistung einkaufst, lasse dir schriftlich bestätigen, was dort genau für dich getan wird.

Tipp: In den meisten Fällen würde ich Künstlern davon abraten, eingekaufte Promotion-Angebote zu nutzen! Der Grund: Meistens bringt das für einen Künstler nichts.

Tipp: Hinterfrage immer die Wirkung des Labels. In den meisten Fällen bestehen Labels aus 2 bis 3 Personen, die 'irgendwas mit Musik' machen wollten und daraufhin – häufig nebenberuflich – ein 'Label' gegründet haben. Bitte hinterfrage in solchen Fällen besonders genau, wie die Wirkung für dich aussieht.

Diese Fragen können ganz einfach sein:
"Was denkt ihr, wie viele CDs und MP3s können wir mit meiner Musik verkaufen und in welchem Zeitrahmen?",
"Wie viel Geld verdiene ich daran insgesamt?",
"Kommen irgendwelche Kosten auf mich zu?",
"Wie wollen wir es schaffen meine Konzerte voll zu kriegen?" und dergleichen.

Sobald dein Ansprechpartner dir darüber Auskunft gibt, erkundige dich, bei welchen anderen 'seiner' Künstler das bereits funktioniert hat; ... und sprich im Anschluss daran mit diesen Künstlern persönlich oder am Telefon.

Wenn das Label bei solchen Fragen vom Thema ablenkt oder beginnt, dir 'alle deine Vorteile' aufzuzählen, dann stimmt da mit größter Wahrscheinlichkeit etwas nicht.

Tipp: Sobald du einen Vertrag vorliegen hast, bei dem es für dich und das Label um viel Geld geht oder wenn du deine Musikrechte für lange Zeit abtreten würdest, solltest du den Vertrag vorher von einem spezialisierten Medienanwalt prüfen lassen.

Also, immer durchchecken: Was passiert GENAU, wie sind deine Pflichten und was kommt dabei für dich rum, wenn du diesen oder jenen Vertrag unterschreibst.

In diesem Sinne, bis zur nächsten Woche!

Alles Gute und beste Grüße, euer



P.S.: (Nachtrag vom 18. Februar 2010): Übrigens habe ich aus aktuellem Anlass ein neues Ebook geschrieben und veröffentlicht: „Anleitung: So verkaufst du deine Musik ohne Webshop per PayPal“ (hier erfährst du mehr Details über diese Anleitung). Hier geht's direkt zur kostenlosen Leseprobe.

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