Transkription von www.bandologie.de/regener www.elementofcrime.de Sven Regener: "Wir machen keine VertrŠge, wir gehen keine GeschŠftsbeziehungen ein mit Plattenfirmen, weil wir doof sind oder aus [[?]] oder so, oder weil wir was zu verschenken haben, sondern weil wir sonst unsere Musik nicht machen kšntnen. Und mein Problem, was ich damit habe, ist: Man wird uncool, wenn man sagt "Urheberrecht, hier, und so", aber es wird so getan, als wenn wir Kunst machen wŸrden, als exzentrisches Hobby. Und das Rumgetrampel darauf, dass wir irgendwie uncool seien, wenn wir darauf beharren, dass wir diese Werke geschaffen haben ist im Grunde genommen nichts anderes, als dass man uns ins Gesicht pinkelt! Und sagt: "Euer Kram ist eigentlich nichts wert. Wir wollen das umsonst haben. Wir wollen damit machen kšnnen was wir wollen und wir schei§en drauf was du willst oder nicht." Eine Gesellschaft, die so mit ihren KŸnstlern umgeht ist nichts wert. Das einzig Wahre am Rock 'n' Roll ist, dass wir jede Mark, die wir bekommen, selber verdienen. Die bekommen wir von Leuten, die sagen: "Ja, das ist mir das wert! Ich geb 99 Cent aus, fŸr dieses Lied!" Das ist die Idee dabei. Das macht den Rock 'n' Roll gro§. Alles andere ist Subventionstheater. Ja!? Alles andere ist Stra§enmusik. Aber ich mšchte kein Stra§enmusiker sein. Und das ist halt eine Frage des Respekts und des Anstands, muss ich mal ganz ehrlich sagen. So, wie es eine Frage auch des Respekts und des Anstands ist, NICHTS im Supermarkt zu klauen, selbst dann, wenn man wŸsste, dass man nicht erwischt wŸrde. Solange das funktioniert ist das gut. Wenn das nicht funktioniert, mŸssen wir uns natŸrlich andere Wege Ÿberlegen, wie wir unsere Platten produzieren, ODER EBEN AUCH NICHT. Denn zu glauben, man kšnne auf Plattenfirmen verzichten und dann wŸrde man sozusagen trotzdem noch die selbst Art von Musiklandschaft vorfinden, wie wir sie jetzt haben Ð oder sagen wir mal, vor 10 Jahren hatten, das ist ein gro§er Irrtum! Und den Leuten, die in Plattenfirmen arbeiten ÐÊalso, das ist ja kein cooler Job mehr Ð und es arbeiten ja auch nur noch ein Bruchteil von den Leuten dort wie vor 10 oder 15 Jahren Ð diesen Leuten zu erzŠhlen, dass sie irgendwie schei§e sind, weil sie bei 'ner Plattenfirma arbeiten, das ist schon ganz schšn dreist. [Interviewer: "Das habe ich auch niemandem unterstellt."] Ich wei§ nicht, wie alt sie sind, aber eins muss ihnen klar sein: FŸr die Leute zwischen 15 und 30 gibt es keine endemische Musik mehr. Die haben keine eigene Musik mehr. Die kleinen Labels, die vor allem das studentische Zielpublikum hatten, die ganzen Indie-Labels, sind alle tot. Sie sind alle weg! Was bleibt, ist Volksmusik, deutscher Schlager und Rockmusik fŸr die €lteren. Der Rest dazwischen ist schon tot. Und das ist nicht lustig. Nun ist aber das Problem, gerade, wenn man Indie-Rocker ist, Ð wie wir oder so Ð dass man natŸrlich ... das Letzte, was man gebrauchen kann ist uncool dazustehen. Das ist sozusagen das Tštlichste was einem passieren kann. Also halten alle schšn die FŸ§e still und die Schnauze. Und den Kopf unten. Und schauen dabei zu, wie die Sache immer weiter den Bach runtergeht. Und zu glauben, irgendwann kŠme das Sozialamt um die Ecke und wŸrde die Bezahlung der KŸnstler Ÿbernehmen und dabei wŸrde noch gescheiter Rock 'n' Roll rauskommen, das kann man knicken! Und was wir zum Beispiel im Augenblick haben, ÐÊdiese Sache mit YouTube, ja!? ... Da muss man mal ganz klar die Fronten klar machen! YouTube gehšrt Google und das ist ein milliardenschwerer Konzern. Die aber NICHT bereit sind PRO KLICK zu bezahlen! Nun haben aber weder YouTube noch Google sonst irgendwas zu bieten, AU§ER, was andere Leute geschaffen haben und da reingestellt wird. Und da sind wir gerade an dem Punkt, wo die Musiker sagen ... und die GEMA sagt ... Ð und die GEMA sind wir(!), letztendlich Ð das sind die Komponisten und Textdichter ... und wir sagen "NEIN! FŸr dieses Geld kriegt ihr unseren Kram NICHT. " Und wir sehen nicht ein, dass MilliardengeschŠfte gemacht werden, auch mit Werbung in diesem Bereich und wir kriegen davon nichts ab! Wir sind sozusagen die Penner in der letzten Reihe. Das ist 'ne UnverschŠmtheit! Und das sollte sich jeder, auch junge Mensch, genau Ÿberlegen, ob er sich wirklich zum Lobbyisten von so 'nem milliardenschweren Konzern wie Google machen mšchte! Und das sind gro§e LobbyverbŠnde, diese Internetfirmen! Viel stŠrkere, als zum Beispiel die Plattenindustrie. Und bringen jetzt als Hilfstruppen die ganzen DEPPEN ins Spiel, die sagen: "Warum kann ich denn das Video nicht auf YouTube gucken!?" Ja, dann guck es halt woanders! Unsere Videos kann man alle bei Elementofcrime.de gucken, da muss man nicht zu YouTube gehen! Tut mir leid; gibts halt nicht bei YouTube! Bis die bereit sind dafŸr auch was zu bezahlen! Denn ein GeschŠftsmodell, was darauf beruht, dass diejenigen, die den Inhalt liefern nichts bekommen, das ist kein GeschŠftsmodell, das ist schei§e! Ansonsten kšnnen sich ja dann alle ihre Lieder von Kim Schmitz vorsingen lassen! [Interviewer: "Das ist ja 'ne ganz schšn dezidierte Meinung, Herr Regener."] (Lacht) Haha. Leider ist es nicht schšn und es tut mir auch leid, dass ich jetzt so schwallartig hier runterkomme, aber mir steht es wirklich bis hier! Ich kann das alles nicht mehr hšren. Ich kann vor allen Dingen die ganzen asozialen Leute nicht mehr hšren, die immer sagen: "Ja, wieso ... diese KŸnstler, die sollen doch ... das sind doch sowieso alles Nutten, wenn sie es fŸr Geld machen!" Die Leute haben fŸr alles Geld, aber wir sollen es irgendwie umsonst machen Ð was soll das!? Auch der Begriff "Piratenpartei" (beispielsweise) ist geistiges Eigentum und wenn ich morgen hier 'ne Piratenpartei grŸnde, steht 'ne halbe Stunde spŠter der Anwalt der Piratenpartei auf der Matte. So siehts nŠmlich aus! Der šrtliche Chef hier von der Piratenpartei, der hat eine Firma, die machen Apps fŸrs iPhone. Das ist ein geschlossenes System, das ist 100 Prozent Copyright! Mit AnwŠlten und allem drum und dran! Und DER Typ sagt: "Ja, hier, alles schšn frei" und so weiter, aber das mšchte ich mal sehen, was passiert, wenn ich sein Programm, was er da gerade verkauft, knacke und ins Internet stelle, fŸr jeden zum freien Runterladen und Installieren auf seinem iPhone! Dann habe ich die AnwŠlte von iTunes auf dem Hals, bevor ich Ÿberhaupt das Ding hochgeladen hab! Und die selbst Leute ... diese ganze Verlogenheit ... das ist im Grunde ein reines Banausentum und es geht immer nur gegen die KŸnstler! Und das finde ich hšchstgradig unangenehm." Sven Regener am 21.03.2012 im Interview mit der Sendung "ZŸndfunk" mit Erich Renz.