Bob Ezrin GEMS Rede

Video 6 – Übersetzung

[Note: If you like to read along the original words in english, you may want to change to the english transcription of this speech.]

Mann aus dem Publikum: „Was ist ihr Lieblings ehemaliger Amateur, was ist ihr Lieblingssong?“

Bob Ezrin: „Jetzt im moment, jetzt in dieser Minute, The Decemberists mit „All Hail the Infanta“. Und ich weiß nichtmal raum, das ist eine der verrücktesten Platten, die momentan on Air sind, die ist einfach … die ist verrückt, aber … kennt überhaupt irgendjemand hier diese Band? Hat irgendwer mal von denen gehört, The Decemberists? Ja, du kennst sie, richtig? Und dieser Song, der ist so ‚Was?! Worüber singen die da?‘ und das ist doch wirklich ein Song über die Infanta, wisst ihr, die jungfräuliche Prinzessin. Und der Song ist sehr mittelalterlich und gewissermaßen durchgeknallt. Das ist ein großartiger Song.“

Mann aus dem Publikum: „Welches ist ihr Zweit-Lieblingslied?“ [Gelächter]

Bob Ezrin: Naja, ich liebe … ich meine, das sind jetzt ein bisschen veraltete Nachrichten, aber ich liebe ‚Finding Out That True Love Is Blind‘, diesen Louis der XIV Song. Mögt ihr diesen Song? Wisst ihr, wovon ich spreche?

Mann aus dem Publikum: „Nein.“

Bob Ezrin: „Nein …“

Man aus dem Publikum: „Was ist mit ‚Rock Around The Clock‘?“

Bob Ezrin: „Was ist das?“ (Er hat ihn nur akustisch nicht verstanden ;) )

Man aus dem Publikum: „Was ist mit ‚Rock Around The Clock‘?“

Bob Ezrin: „Nein, du sagtest, von heute, jetzt im Moment. Natürlich liebe ich ‚Rock Around The Clock‘.“

Mann aus dem Publikum: [Unklar] … Verrücktheit.

Bob Ezrin: „Ah, naja, ich mache es zu meiner Aufgabe Dinge zu hören und zu finden … gehe raus und, du weißt schon, checke … übrigens, ist hier eine Webseite, die man unbedingt mal aufsuchen sollte, Pitchforkmedia.com, das ist die neue Quelle dessen, was cool ist. Vergiss den Rolling Stone, vergiss MTV, diesen ganzen Plunder. Das sind alles Firmen, alles Bullshit. Aber Pitchforkmedia ist von Amateuren gemacht, Liebhaber der Kunstform, und die sind großartig. Und ich gehe ab auf hiphopdx.com, wisst ihr Hip Hop DX, und … ich meine, ich gehe überall hin. Ich gehe einfach, gewissermaßen, auf all die coolen Underground Seiten. Und dann einfach … ich meine, ich sitze da nicht stundenlang, sondern nur am Anfang des Tages, mache ich einen kurzen Durchlauf, wisst ihr, was gerade cool ist. Und zudem nutzt ihr wahrscheinlich alle … nutzt ihr Google, Yahoo, oder irgendwas von diesen Sachen? Da könnt ihr news alerts kriegen, genau, die man per Keywords zugesandt bekommt. Also packe ich da natürlich Keywords rein, wie zum Beispiel, ihr wisst schon, einige der coolen namen von ein paar der coolen Indie Labels, nur um auf dem Laufenden zu bleiben, was die gerade machen.

Mann aus dem Publikum: [unklar] Mephistopheles [unklar] (macht offenbar einen Scherz, der nicht so besonders lustig ist.)

Bob Ezrin: Ah, sehr amüsant. Haha. Humor, ja … Frau aus dem Publikum: „Welches sind ihre Lieblings- coolen Indie Labels?“

Bob Ezrin: „Mein Lieblings- cooles Indie Label?“

Frau aus dem Publikum: „Yeah.“

Bob Ezrin: „Hm, naja momentan muss ich sagen, weil sie … ich sage euch meine Lieblingsband, aber nicht unbedingt mein Lieblingssong momentan, sind Arcade Fire. Und mein Lieblingslabel ist Merge, weil sie das rausgebracht haben. Aber es gibt eine ganze Menge davon. Da sind eine Menge cooler … Kill Rock Stars ist ein großartiges Label, das sind einfach eine Menge, richtig cooler kleiner Labels, die … wisst ihr, das sind Amateure. Wenn ihr mit diesen Leuten redet, dann sind die wirklich … die sind einfach leidenschaftlich im Bezug auf Musik, sie leben direkt über ihrem Laden, sie verkaufen Platten aus dem Kofferraum ihres Wagens und solche Sachen. Das ist die Art von Leuten, die ich liebe.

Mann aus dem Publikum: „Sie sollten sich auch mal Acefu ansehen.“

Mann aus dem Publikum: „Was ist das?“

Mann aus dem Publikum: „Acefu.“

Bob Ezrin: „Yeah.“

Mann aus dem Publikum: Die machen …

Mann aus dem Publikum: Ace wer?

Frau aus dem Publikum: A-C-E-F-U

Mann aus dem Publikum: A-C-E-F-U.com (Indie Label aus New York)

Mann aus dem Publikum: „Die machen, die machen Pinback, glaube ich. Und die machen die Band [unklar].“

Bob Ezrin: „Dort hinten jemand, ja bitte?“

Frau aus dem Publikum: „Ja hallo, mein Name ist Valerie.“

Bob Ezrin: „Hi Valerie.“

Valerie: „Und ich danke Ihnen, dass sie hier sind. Ich habe mich nur gerade gefragt, ob Sie möglicherweise Informationen oder Statistiken darüber haben, wie viele Leute, ich würde mal sagen hier im Lande, noch immer keinen Zugang zu Online-Technologie haben, sodass sie, Sie wissen schon, sie bisher keine Möglichkeit haben Musik downzuladen? Wissen Sie darüber etwas … ?“

Bob Ezrin: „Naja, ich sag‘s mal so, ihr wisst ja wahrscheinlich alle, dass in erster Linie High-Speed Internetverbindungen in der wohlhabenden, weißen Bevölkerungsgruppe des Landes vorherrschend sind, richtig? Und das … aber es gibt Städte, beispielsweise Philadelphia, wird sich selbst vollständig verkabeln, auf eigene Kosten … die erschaffen ein stadtweites WLAN. Die werden sich, yeah, die werden sich selbst „Wifi“en, die gesamte Stadt …

Valerie: „Das ist kostenlos.“

Bob Ezrin: „… auf eigene Kosten. Nein, das ist …“

Mann aus dem Publikum: „Aber das ist umsonst, richtig?“

Bob Ezrin: „Das ist subventioniert, es ist nicht kostenlos, aber es ist billig. Das sind $10 Dollar im Monat oder sowas in der Richtung, und ich glaube, wenn man unter einer gewissen Einkommensgrenze liegt, dann muss man nicht bazahlen, kann es einfach so benutzen. Und ich glaube, das wird einen neuen Trend auslösen. Aber es gibt eine Trennung, eine digitale Trennung, eine sozio-ökonomische Trennung in allem. Da geht es nicht nur um, ihr wisst schon, nicht nur um digitale Technologien oder Downloading, das ganze Bildungssystem ist in Richtung der wohlhabenden Leute verschoben. In Richtung der wohlhabenden Leute verschoben, verschoben in Richtung Mittelschicht und der wohlhabenden Leute. Was in unseren städtischen Schulen passiert ist unverschämt. Es ist nicht ein Kind zurückgelassen … sorry, entschuldigt mich, jedes Kind ist zurückgelassen. Richtig? [Applaus]

Frau aus dem Publikum: [unklar]

Bob Ezrin: „Politische Musik?“

Frau aus dem Publikum: „Es gab vor 10 Jahren einen Markt dafür, aber jetzt …“

Bob Ezrin: „Naja, lass uns mal nicht über den Markt sprechen. Warum scheren wir uns um den Markt?“

Frau aus dem Publikum: „Aber jetzt [unklar]“

Bob Ezrin: „Sicherlich, und ich denke, du hast großartige Technologie an der Hand, um das zu verbreiten, weißt du. Und das beste daran ist, wie ich vorhin schon mal sagte, hol deine Freunde ran, und sorg dafür, dass sie ihre Freunde ranholen, und das nächste was passiert, weißt du … Ich meine, habt ihr jemals einen Kettenbrief gestartet? Sowas kann sich wie ein Flächenbrand verbreiten! Also, warum startet man nicht mal einen Kettensong, versteht ihr? ‚Hier.‘“

Frau aus dem Publikum: … es per Email senden …

Bob Ezrin: Kein Scherz. Mach einen Song und dann raus damit. Bin ich durch, bin ich über der Zeit? (Sieht sich fragend um)

Frau aus dem Publikum: Fünf Minuten noch.

Bob Ezrin: „Fünf Minuten, ja?“

Mann aus dem Publikum: „Wo wir gerade von Kettenmails sprechen [unklar] wie beispielsweise Myspace [unklar] Leute, die mit ihrer Umwelt interagieren und Musik tauschen …

Bob Ezrin: „Yeah.“

Mann aus dem Publikum: [unklar]

Bob Ezrin: „Kann jeder hören, was er sagt?“

Gruppe von Leuten: „Nein.“

Bob Ezrin: „Okay, also er spricht von Myspace … Myspace.com und andere Gemeinschaftsplätze … Communities, Online Communities. Das sind Plätze, wo Leute hingehen und Dinge austauschen und sie … das sind phantastische Plätze, um hinzugehen und eure Musik mit anderen auszutauschen. Und ich würde sagen, wenn du bei Google oder so etwas ähnlichem irgendwas an Keywords reinschreibst, sowas wie ‚share‘, ‚community‘, ‚online‘, wirst du eine Menge interessanten Stoff finden. Und wenn du nicht interessiert an der digitalen Seite der Welt bist, da draussen gibt es noch immer eine Schmutzwelt (er meint wahrscheinlich Live-Clubs und dergleichen), glaubt es oder nicht. Und da kann man rausgehen, einfach zum örtlichen Tante-Emma-Laden, so nach dem Motto: ‚Hier, ich zeige euch mal, was ich gerne machen möchte‘.

Ich war dabei diese kleine Independent Firma zu übernehmen und … das ist bisher nicht passiert, aber es wird, an irgendeinem Punkt in der näheren Zukunft, werde ich entweder eine Independent Musik Firma gründen, oder eine übernehmen. Ich möchte eine Musikfirma machen, keine Plattenfirma. Ich möchte eine Firma, die sich in der Welt der Musik bewegt. Ich möchte nichtmal etwas damit zu tun haben, was im Musik Business passiert, ich möchte im Musikuniversum sein. Also … Ich mag nichtmal das Wort ‚Firma‘, aber das muss man nunmal sein, wegen Steuern und dergleichen. Aber, wie auch immer, ich werde mir eine kleine Musik Organisation besorgen, bei der es darum gehen wird, gute Musik abzuwickeln und zu verbreiten, und eine von diesen Sachen, die ich machen werde, ist eine Tour … die mache ich übrigens in Kanada … und ich mache eine Tour … Kanadier? Yeah! OK! Also ich werde eine Tour durch alle Städte mit einer Universität machen, und dann zum … jede Stadt mit einer Universität hat den coolsten Plattenladen genau auf dem (oder direkt neben dem) Campus. Darauf kannst du wetten. Jede Stadt in Amerika, und dabei ist es völlig egal, über welche sozio-ökonomische Schicht wir hier sprechen, sobald es eine Schule gibt mit einer Menge Kids, direkt nebenan ist ein cooler Plattenladen.

Und das ist der Ort, wo sie hingehen und herausfinden, welche neuen Sachen gerade abgehen und so, also dort muss man hin, wenn man in der Schmutzwelt sein will. Du gehst hin, freundest dich etwas mit diesen Leuten an. Und lässt sie wissen, dass du anbietest, dort zu spielen. Sag, ‚Schaut mal, ich spiele umsonst‘, wisst ihr, ‚lasst mich hier an einem Donnerstag Abend aufkreuzen und mal ein paar Nummern spielen. Wenn ihr es mögt, komme ich wieder. Und in der Zwischenzeit, ist alles, was ich gern von euch würde, dass ich hier meine Visitenkarte verteilen kann‘, oder was auch immer. Das sind also andere Wege, wie ihr Leute dazu kriegt eure Sachen zu hören. Ja bitte?“

Mann aus dem Publikum: „Ich werde hier weiter existieren, in dieser Gesellschaft, richtig? Und morgen werde ich in Amerika aufwachen. Und ich werde Musik machen, die gut und großartig ist und in Wettbewerb mit Freunden treten, und kämpfen um Musik zu machen und mich weiterhin mit mir selbst ‚battlen‘, bis eines Tages etwas dabei herauskommt, bei dem ich denke: ‚Verdammt, das war geil …‘“

Bob Ezrin: „Richtig.“

Mann aus dem Publikum: „Also, warum sollte ich nicht den Vorteil der ganzen neuen Medien nutzen, der in der Industrie existiert, und warum sollte ich überhaupt die Industrie nicht zu meinem Vorteil nutzen, und etwas darüber rausbringen, im Gegensatz dazu, nur, so nach dem Motto, das machen, was Sie gerade sagten … so nach dem Motto, einfach weiter machen, was ich gerade mache und es an meine Freunde weiterreichen. Ich habe das Gefühl da ist …“

Bob Ezrin: „Nein nein, das ist nicht alles … das ist der Anfang. Das ist es, wie du beginnst. Du gibst es an deine Freunde weiter, die geben es ihren Freunden weiter und du entwickelst dabei etwas, das sich ‚Fans‘ nennt. Und das ist atemberaubend, wenn du Fans hast, was dann passiert. Sie werden dich finden. Sie wergen dich finden, diese Leute, über die du redest. Und du wirst Fans finden und Leute, die hinter dir stehen. Du wirst deine eigene, kleine Armee haben. Wie ist dein Name?“

Mann aus dem Publikum: „Jay [unklar]“

Bob Ezrin: „Dann wird das die Jay-Armee. [Gelächter] Leute stehen … du wirst da stehen, so wie ich jetzt (er baut sich auf, wie der Chef einer Gang): ‚Yeah, Motherfucker? Ich und meine Posse hier, wir wollen exakt wissen, was ihr mir gerne anbieten würdet, und was ihr bereits seit für das Zeugs zu geben, das ich hier ganz alleine gemacht habe.‘ Verstehst du, was ich damit sagen will?“

Jay: „Ich verstehe exakt, was Sie sagen.“

Bob Ezrin: „Also, es geht um die Musik, und es geht darum, Leute dazu zu kriegen, sie zu lieben. Sie wird von alleine ihren Weg in einen freien Markt finden. Ja, du lebst in Amerika. Danke Gott dafür. Das ist der Grund, warum du überhaupt eine Chance hast, richtig?“

Jay: „Yeah.“
Mann aus dem Publikum: „Amen.“


Bob Ezrin: „Okay, das war‘s.“

Mann aus dem Publikum: „Übrigens, was Sie über XM sagten und alles, wohin die Leute möglicherweise gehen [unverständlich]

Bob Ezrin: „Oh, großartig. Yeah. [Gelächter] Schau mal, die nächste Session wird auf Nachfrage hin geschehen und ich werde sie perfekt aufsetzen. Ich bedanke mich ganz herzlich.“ (Ende der Rede)

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Keep on rockin'! Buttrock
Beste Grüße,

Sign Nils
Berlin, 03. August 2009